Wenn es um die Praxis beim Fahrzeugbau von Modelleisenbahnen geht, dann bieten die sozialen Medien in den hierfür spezialisierten Foren eine Menge von Informationen. An dieser Stelle möchte ich deshalb nur auf Aspekte eingehen, von denen ich hoffe, dass diese, wenn auch nicht neu dann doch wenigstens nicht alltäglich sind.
Die Modellbaupraxis stellt den Modellbauer bei jedem Fahrzeugmodell vor neue, bisher unbeantwortete Fragen. Nachdem der Maßstab gewählt wurde und die Vorbildauswahl erfolgt ist, geht es an die Konstruktion des Modelles. Soll das Fahrzeug über einen mechanischen oder elektrischen Energiespeicher verfügen, oder sorgt allein das Fahrzeuggewicht für eine kontinuierliche Stromversorgung? Ist der digitale oder analoge Betrieb geplant? Wie groß ist die Untersetzung des Antriebes zu dimensionieren? Soll ein einziges Modell gebaut werden, oder benötigt man noch weitere ähnliche Fahrzeuge? All diese Fragen sollten beantwortet sein, bevor es an den Bau des Modelles geht. Oftmals verfügt man nicht über die exakten Maße des Vorbildes. Wer über eine CAD Software verfügt, kann hier Abhilfe schaffen. Möglichst viele Fotos vom Vorbild helfen den Mangel zu beseitigen. Allerdings einige wenige Grundmaße sind unbedingt nötig. Das Modell wird im CAD erfasst, unbekannte Maße werden geschätzt. Das so entstandene räumliche Modell kann nun durch eine Betrachtung rundum so lange mit den Vorbildfotos verglichen und schrittweise korrigiert werden, bis man ein gutes Ergebnis hat. Eine Methode, die man mit dem konventionellen Bau von Modellen bisher nicht zur Verfügung hatte.
Das Bild rechts zeigt das im CAD erfasste Modell der Max Orenstein 173. Ohne die exakten Maße der Lokomotive zu kennen, ist es trotzdem möglich ein stimmiges Abbild dieses schönen Vorbildes zu konstruieren, wenn man schrittweise mit den Vorbildfotos vergleicht und anpasst. Ausgestattet mit diesen Maßen macht das Bauen nun Lust auf das Endergebnis. Wenn man sich zum Eigenbau einer Antriebseinheit entschließt, dann stellt sich die Frage nach dem Energiespeicher. Eine Schwungmasse ist die wohl bekannteste und auch sehr wirkungsvolle Art Fahrzeuge zu bauen, die auch stromlose Passagen gut überwinden können. Bei sehr kleinen Fahrzeugen werden kleine Motore mit recht hoher Drehzahl eingesetzt. Das Auswuchten der Schwungmasse sichert dabei einen ruhigen und energiesparenden Lauf.
Die aktuelle Entwicklung der technologischen Möglichkeiten lassen die elektrischen Energiespeicher aber immer interessanter werden.
Die Schwungmassen sind auch bei sorgfältiger Fertigung und Montage von Hause aus nicht ganz ausgewuchtet. Eine Einrichtung zum Feinwuchten kann helfen, diesen Mangel zu beseitigen. Die Einrichtung hilft bei der Bestimmung des Ortes auf der bereits montierten Schwungmasse, wo durch das Abtragen von Material der runde Lauf hergestellt wird. Es werden kleine Bohrungen gesetzt (Bild links).
Das Prinzip: Ein Reflektor auf der Schwungmasse misst mit einem Fotosensor die Phasenlage der Schwungmasse (Takt). Der Druck-sensor nimmt die Kraft der Unwucht auf. Beide Signale werden auf einer Oszilloskop-baugruppe zur Anzeige gebracht.
Im Bild links ist die kleine elektronische Baugruppe zur Anzeige der Signale zu sehen. Die obere Kurve stellt den Takt, der durch die Reflektormarke geliefert wird, dar. Die untere Kurve ist die durch den Drucksensor gemessene Kraft, welche die Unwucht verursacht. Die beiden Kurven können nun zur Bestimmung des Ortes auf der Schwungmasse benutzt werden, wo Material entfernt werden muß. So wird die Unwucht beseitigt.